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Tulpen adé. Geert Wilders und die Krise der westlichen Demokratie.


SWR2/NDR Kultur/Deutschlandfunk, 27. Juni/1. Juli/3. August 2012. Von Thilo Guschas

Foto: ©Meneer de Braker (Akbar2)/ Flickr
Foto: ©Meneer de Braker (Akbar2)/ Flickr

Tulpen adé.

Geert Wilders und die Krise der westlichen Demokratie.

Unter den europäischen Populisten ist Geert Wilders der glitzerndste. Voller Leichtigkeit und Glamour treibt er die Mainstreampolitik vor sich her. Sogar in Deutschland und den USA sorgt er mit seinen europaskeptischen, islamfeindlichen Auftritten für Wirbel. Es ist nicht so, dass es keine Versuche von Aufklärung und Entzauberung gäbe. Doch Wilders ist ein politisches Talent. Er lässt sich nicht als simpel gestrickten Hassredner abstempeln. Und es sind die Bürger, die auf ihn anspringen, weil sie europamüde sind, demokratiemüde, political-correctness-müde. In den Niederlanden ist Wilders' Partei derzeit die drittstärkste politische Kraft. Holland als Sinnbild für Liberalismus, das war gestern. Gar von einem "neuen Faschismus" spricht der Publizist Rob Riemen, dem Wilders' Parteigänger dafür prompt die Schließung des Kulturinstituts androhten, das Riemen leitet. Wenn Überfremdung die Ängste auslöst, kann dann Sozialarbeit ein Weg sein? Mit unkonventionellen Mitteln haben Straßenarbeiter im Amsterdamer Problemstadtteil Slotervaart wieder ein gutes, soziales Klima geschaffen. Mit den marokkanischen Problemjugendlichen aus Slotervaart hat Wilders seine These, der Islam stifte unweigerlich Gewalt, immer gern untermauert. Nun liegt ein praktischer Gegenbeweis ja vor. Aber ob das hilft? Die Sehnsucht nach einer starken, charismatischen Figur scheint nicht nur in den Niederlanden immens. Kommen die traditionellen Formen des politischen Engagements - Demos, Flugblätter und Gesprächsabende -, dagegen irgendwie an? Die "Rebel Clowns" versuchen einen anderen Weg - Kommunikationsguerilla. Sie verkleiden sich als Geert Wilders, inszenieren satirische Performances, und hoffen, dass die Lachsalven ihr Ziel treffen.